Online-Tool statt Rechtsanwalt: Jeder Siebte würde sich lieber digital helfen lassen
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15 Prozent würden bei rechtlichen Problemen auf die Hilfe eines Anwalts verzichten und stattdessen etwa eine KI nutzen
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Unter den Jüngeren ist es sogar fast ein Viertel
Berlin, 09. Dezember 2024 - Ein teures Blitzer-Foto von der Polizei, eine überraschende Kündigung vom Vermieter oder der gestrichene Rückflug aus dem Traumurlaub – bei rechtlichen Problemen würde rund jede siebte Verbraucherin und jeder siebte Verbraucher (15 Prozent) zunächst ein Online-Tool oder eine App konsultieren statt einer Anwältin oder eines Anwalts. Unter den Jüngeren von 16 bis 29 Jahren ist es sogar fast ein Viertel (23 Prozent). Das sind Ergebnisse einer Umfrage unter 1.004 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Digitale Angebote können einfache und kostengünstige Unterstützung bei rechtlichen Problemen geben. Gerade bei Standardfällen können solche Tools schnell weiterhelfen, etwa bei einfachen Verkehrsverstößen oder Flugausfällen“, sagt Charleen Roloff, Legal-Tech-Expertin beim Bitkom. „Aber auch bei komplexeren Fragestellungen können spezialisierte Online-Angebote unterstützen.“
Als größte Vorteile von Online-Tools bei rechtlichen Problemen sehen die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger, dass sie rund um die Uhr verfügbar (61 Prozent) und bequem (57 Prozent) sind. Daneben spielt die Schnelligkeit (47 Prozent) und der leichte Zugang (44 Prozent) für viele eine Rolle. Rund ein Drittel (38 Prozent) hält sie für kostengünstig, ein Viertel (26 Prozent) hält die Nutzung für einfacher, als vor Ort eine Anwältin oder einen Anwalt zu finden, und ein Fünftel (20 Prozent) hebt die Anonymität der Beratung hervor. 13 Prozent sagen, online werde man nicht zu etwas gedrängt. 15 Prozent sehen keine Vorteile bei Online-Tools, 10 Prozent wissen es nicht oder machen keine Angabe.
Allerdings finden 47 Prozent Online-Tools bei Rechtsfragen zu unpersönlich, ebenfalls 47 Prozent haben Datenschutz-Bedenken. Jeweils rund ein Drittel hält es für schwierig, vertrauenswürdige Angebote zu finden (35 Prozent) oder befürchtet eine schlechte Qualität der Beratung (32 Prozent). Rund ein Viertel (27 Prozent) findet die Bedienung solcher Tools zu kompliziert. 14 Prozent sehen überhaupt keine Nachteile, 9 Prozent wissen es nicht oder machen keine Angabe.
Die Mehrheit der Deutschen würde bei Rechtsfragen aber weiterhin als erstes eine Anwältin oder einen Anwalt konsultieren. 42 Prozent würden dies vor Ort persönlich tun, 26 Prozent per Telefon und 12 Prozent online, etwa per Videocall.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.004 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im Zeitraum von KW 43 bis KW 46 2024 telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragestellung lautete „Wenn Sie vor einem rechtlichen Problem stehen – zum Beispiel bei Mietstreitigkeiten, Bußgeldern im Straßenverkehr, verspäteten oder ausgefallenen Flügen oder allgemein Vertragsproblemen – würden Sie lieber als erstes einen Anwalt oder Anwältin kontaktieren oder auf ein Online-Tool bzw. eine App zurückgreifen?“, „Welche Vorteile sehen Sie bei der Nutzung digitaler Lösungen bei rechtlichen Problemen?“ und „Welche Nachteile sehen Sie bei der Nutzung digitaler Lösungen bei rechtlichen Problemen?“