Kinder und Jugendliche verbringen täglich gut zwei Stunden am Smartphone
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Social Media: YouTube liegt bei jungen Menschen ganz vorne, Insta, Snapchat und TikTok folgen
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Nach negativen Online-Erfahrungen unternimmt der Großteil etwas
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Bitkom stellt neue Studie zu Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt vor
Berlin, 06. August 2024 – Unterwegs Musik hören, auf dem Sofa Spiele zocken, nach der Schule Videos schauen – digitale Medien gehören für die meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland ganz selbstverständlich dazu. Generell nutzen 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 6 Jahren das Internet. 85 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren nutzen zumindest ab und zu ein Smartphone und verbringen daran im Schnitt gut zwei Stunden täglich. 93 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 10 Jahren nutzen soziale Netzwerke – und sind dort pro Tag gut eineinhalb Stunden (95 Minuten) aktiv. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 900 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren in Deutschland befragt wurden. Die Angaben beruhen auf Selbstauskünften der Kinder und Jugendlichen, bei den jüngeren im Beisein der Eltern.
Chats, Musik, Videos - Smartphone wird zum alltäglichen Begleiter
Bei der Smartphone-Nutzung nimmt die Dauer mit steigendem Alter demnach stark zu: Zwischen 6 und 9 Jahren sind es noch 37 Minuten, zwischen 10 und 12 Jahren schon 107 Minuten. Zwischen 13 und 15 Jahren wächst die durchschnittliche Smartphone-Zeit auf gut zweieinhalb Stunden (154 Minuten) pro Tag. Und die 16- bis 18-jährigen Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer geben an, sogar mehr als drei Stunden täglich (201 Minuten) am Smartphone zu verbringen.
Bereits unter den Jüngsten zwischen 6 und 9 Jahren greifen fast zwei Drittel (64 Prozent) ab und zu zum Smartphone. Während bei den 10 bis 12-Jährigen 88 Prozent ein Smartphone nutzen, sind es unter den Älteren zwischen 13 und 15 Jahren (97 Prozent) sowie 16 und 18 Jahren (98 Prozent) fast alle. „Kinder müssen frühzeitig angeleitet und auf ihrem Weg in die digitale Welt begleitet werden. Sie müssen lernen, sich sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu bewegen. Dazu gehören gerade in jungen Jahren auch Absprachen, wozu und in welchem Umfang das Smartphone genutzt werden darf“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Hersteller bieten immer mehr Möglichkeiten, zum Beispiel die Bildschirmzeit zu erfassen und gegebenenfalls zu begrenzen. Neben den Einstellungen in Apps oder Betriebssystemen können auch Eltern-Companion-Apps eingesetzt werden.“
Die meisten nutzen das Smartphone für Textnachrichten (90 Prozent) sowie um Musik, Hörspiele oder Podcasts zu hören (89 Prozent). 82 Prozent nehmen mit dem Smartphone Fotos oder Videos auf. 81 Prozent spielen auf dem Smartphone, 80 Prozent verschicken Sprachnachrichten, 79 Prozent telefonieren mit dem Gerät. 71 Prozent nutzen das Smartphone, um in sozialen Netzwerken aktiv zu sein, 53 Prozent nutzen es zur Navigation und die Hälfte (51 Prozent) für Lernprogramme. 49 Prozent schauen Videos, Filme oder Serien, 35 Prozent der Kinder und Jugendlichen lesen über das Smartphone Nachrichtenbeiträge.
Ein Leben ohne Social Media ist für ein Drittel unvorstellbar
Ob über Smartphone, Laptop oder Tablet - insgesamt nutzen 93 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren soziale Netzwerke. Ganz vorne liegt dabei über alle Altersklassen hinweg YouTube mit 87 Prozent. Es folgen Instagram und Snapchat mit jeweils 53 Prozent. Auch TikTok nutzt gut die Hälfte (51 Prozent) der Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren. Bei den 16- bis 18-Jährigen ist nach YouTube Instagram mit einem Nutzungsanteil von 85 Prozent besonders beliebt, bei den 14- bis 15-Jährigen gilt das für TikTok mit 73 Prozent. Bei den 12- bis 13-Jährigen liegt Snapchat mit 44 Prozent auf Platz zwei, bei den 10- bis 11-Jährigen wiederum TikTok mit 21 Prozent.
Wer Social Media nutzt, der ist meist täglich dort unterwegs: 83 Prozent der Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer zwischen 10 und 18 Jahren sind täglich in den Netzwerken unterwegs. Ab 14 Jahren sind es sogar 94 Prozent. Entsprechend fällt die Nutzungsdauer aus: Im Schnitt verbringen Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren nach eigener Einschätzung täglich 95 Minuten in sozialen Netzwerken. Die Älteren sind dabei mehr als doppelt so lange auf Instagram, Snapchat und Co. unterwegs wie die Jüngsten: Die Altersgruppe zwischen 10 und 11 Jahren verbringt täglich 51 Minuten in sozialen Netzwerken, zwischen 12 und 13 Jahren sind es 59 Minuten. Bei den 14- bis 15-jährigen Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzern sind es schon 99 Minuten und die Ältesten zwischen 16 und 18 Jahren verbringen mit durchschnittlich 134 Minuten mehr als zwei Stunden täglich in sozialen Netzwerken.
Ein Drittel (33 Prozent) kann sich nach eigenen Angaben ein Leben ohne Social Media nicht vorstellen. 4 von 10 (42 Prozent) Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 18, die sozialen Medien nutzen, sagen dabei, dass sie mehr Zeit in sozialen Netzwerken verbringen, als sie eigentlich möchten. Demgegenüber sagen 11 Prozent jener Kinder und Jugendlichen, dass sie gerne viel mehr Zeit damit verbringen würden. 24 Prozent haben Angst etwas zu verpassen, wenn sie nicht in sozialen Netzwerken sind. Wintergerst: „Was junge Menschen in sozialen Netzwerken sehen und tun, beeinflusst sie auch in ihrer Persönlichkeitsbildung. Soziale Prägung findet heut zu einem großen Teil in sozialen Netzwerken statt. Umso wichtiger ist es, Kinder und Jugendliche dort nicht allein zu lassen.“
Social Media: Die meisten beschäftigen sich aktiv mit Privatsphäre
Selfie aus der Schule, Story aus dem Stall, Video vom Fußballplatz - die große Mehrheit weiß, wie sich das eigene Profil in sozialen Netzwerken so schützen lässt, dass zum Beispiel nur bestimmte Personen Posts und Videos sehen können: 76 Prozent der 10- bis 18-Jährigen sagen, sie wissen, wie man die Privatsphäre einstellt, und 72 Prozent aus dieser Gruppe haben diese Einstellungen in ihrem meistgenutzten Netzwerk auch schon geändert. Weiteren 14 Prozent ist bewusst, dass es solche Einstellungen gibt, sie wissen aber nicht, wie man sie anpasst. Nur 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen ist generell nicht bekannt, dass sich die Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Netzwerken ändern lassen. Wintergerst: „Die meisten Kinder und Jugendlichen meinen, ihre sozialen Netzwerke genau zu kennen. Trotzdem sollten Eltern mit ihnen explizit über vernünftiges Online-Verhalten und die Bedeutung von Privatsphäre sprechen.“
Schon die Jüngsten sind mehrheitlich online – Großteil fände Leben ohne Internet langweilig
Schon die Jüngsten wachsen mit dem Internet auf. Insgesamt 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren nutzen zumindest gelegentlich das Internet, egal ob allein, in der Familie oder in der Schule. Schon die 6- bis 7-Jährigen sind mehrheitlich im Internet unterwegs (73 Prozent). Unter den 8- bis 9-Jährigen sind es 85 Prozent, in der Gruppe zwischen 10 und 11 Jahren schon 95 Prozent. 52 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 10 Jahren finden, ohne das Internet wäre das Leben langweilig. Und generell kann sich die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen (57 Prozent).
Während die Jüngsten dabei noch am ehesten Begleitung und Vorgaben bekommen, wächst die Selbstständigkeit im Netz mit dem Alter. Bei 41 Prozent der 6- bis 9-Jährigen ist immer ein Elternteil dabei, wenn sie online sind, bei den 10- bis 12-Jährigen gilt das nur noch für 8 Prozent. Gleichzeitig sind bei 65 Prozent der 6- bis 9-Jährigen Jugendschutzeinstellungen aktiviert, bei den 10- bis 12-Jährigen gilt das sogar für 76 Prozent. Zum Vergleich: In der Altersgruppe zwischen 16 und 18 Jahren haben nur 18 Prozent der Eltern auf den Online-Geräten Jugendschutzeinstellungen aktiviert. Rund zwei Drittel (64 Prozent) der Jugendlichen zwischen 16 und 18 gibt an, keinerlei Verbote seitens der Eltern zu haben und im Netz alles machen zu dürfen.
„Jugendschutzeinstellungen sind ein wichtiges Instrument, um Kinder und Jugendliche in einem geschützten Rahmen an das Internet heranzuführen. Auch wenn es ohne Kontrolle in jungen Jahren nicht geht, ist allerdings Aufklärung das wichtigste Instrument der Medienerziehung“, so Wintergerst. Denn nicht immer halten sich alle an Altersgrenzen: 46 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren haben schon einmal bewusst falsche Altersangaben gemacht, um zum Beispiel Angebote wie bestimmte Spiele oder Online-Shopping nutzen zu können.
Online kommen Kinder und Jugendliche auch mit schweren Themen in Kontakt
Dabei sind es nicht immer nur leichte Themen, mit denen Kinder und Jugendliche über das Internet in Kontakt kommen. 4 von 10 Kindern ab 10 Jahren (39 Prozent), die das Internet nutzen, haben schon einmal Hasskommentare über andere gelesen. Ein Drittel (33 Prozent) hat online Sachen gesehen, die ihnen Angst gemacht haben, zum Beispiel Gewalt. „Neben einem Heranführen durch gemeinsame Nutzung ist es gerade in jungen Jahren wichtig, dass nicht nur die Mediennutzung an sich, sondern auch die persönlichen Erfahrungen und Einblicke im Netz von Eltern aktiv thematisiert werden“, so Wintergerst. Insgesamt 38 Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, regelmäßig mit ihren Eltern über ihre Erfahrungen im Internet zu sprechen. Am größten scheint der Gesprächsbedarf in der Gruppe der 10- bis 12-Jährigen zu sein, hier tauscht sich die Hälfte (52 Prozent) regelmäßig mit den Eltern über ihre Erfahrungen im Internet aus.
16 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab 10 Jahren, die das Internet nutzen, wurden bereits online beleidigt oder gemobbt. Über 12 Prozent wurden online Lügen verbreitet. Während 3 Prozent zugeben, selbst online schon einmal etwas Gemeines oder falsche Informationen über andere gepostet zu haben, hat fast ein Fünftel (18 Prozent) schon einmal jemanden gegen Mobbing im Internet verteidigt. 8 Prozent sagen, ihnen wurde im Internet gedroht, jeweils 7 Prozent sind online schon einmal von Gleichaltrigen oder Erwachsenen sexuell angemacht worden. „Um Kinder und Jugendliche auch online besser zu schützen, braucht es nicht nur Aufklärung, sondern auch mehr technische und personelle Ressourcen für Polizei und Ermittlungsbehörden”, so Wintergerst.
Nach negativen Online-Erfahrungen unternimmt der Großteil etwas
Mit Eltern oder Freunden sprechen, den Plattform-Betreiber oder sogar die Polizei informieren - die meisten Kinder und Jugendlichen werden aktiv, wenn etwas passiert ist. Nach einer negativen Erfahrung im Internet hat der Großteil (82 Prozent) der betroffenen Kinder und Jugendlichen etwas unternommen. Die Hälfte (50 Prozent) der Kinder und Jugendlichen ab 10 Jahren, die schon einmal eine negative Erfahrung im Netz gemacht haben, haben mit einem Erwachsenen darüber gesprochen, 44 Prozent mit Gleichaltrigen, 16 Prozent haben dem Betreiber den Vorfall gemeldet. Wintergerst: „Es muss und kann uns gelingen, Kinder und Jugendliche im Internet stark zu machen. Eine entscheidende Rolle kommt dabei den Schulen zu. Medienkompetenz darf nicht dem Zufall überlassen und auf jene Kinder beschränkt werden, die engagierte und kompetente Eltern haben. Medienkompetenz sollte in jeder Jahrgangsstufe vermittelt werden. Deshalb sollte sie auch als fester Bestandteil der Lehrkräfteaus- und Weiterbildung verankert werden.“
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 942 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren in Deutschland online befragt. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 20 bis KW 22 2024 statt. Die Gesamtumfrage ist repräsentativ.